Dienstag, 3. August 2010
GRENZWERTE 14. Konzert
The Geordie Approach
(UK/Norway)
Petter Frost Fadnes (reeds & electronics)
Chris Sharkey (guitar & electronics)
Ståle Birkeland (drums & percussion)
BRAINVILLE DESPERADOS
Ove Volquartz (soprano & tenor saxophon, bassclarinet)
Andreas Düker (guitar)
Christian Dreher (drums)
Göttinger Tageblatt:
Grenzwerte
Weltraumschlacht, rückwärts gespielt
Wer sich auf die Reihe „Grenzwerte“ einlässt, sollte wissen, was ihn erwartet: freieste musikalische Improvisation. So auch am Sonntag im Göttinger Nörgelbuff, wo die „Brainville Desperados“ und „The Geordie Approach“ die Grenzen der Musik nicht nur ausloteten, sondern oft auch voller Freude überschritten.
Das Göttinger Trio „Brainville Desperados“ beginnt, leider anfangs noch etwas unrund. Ove Volquartz (Saxophon und Bassklarinette), Andreas Düker (Gitarre) und Christian Dreher (Schlagzeug) spielen eher neben- als miteinander, was bei ihrem Genre anstrengend ist: Von einzelnen Stücken, von Soli kann keine Rede sein, alles fließt, alles ist immer improvisiert.
Doch schnell sind sie aufeinander eingespielt und schaffen mitreißende Momente. Etwa wenn Dükers Gitarre eher nach Didgeridoo klingt, Dreher sein Becken mit dem Geigenbogen spielt und Volquartz sich sacht zurückhält, bevor er wieder die Melodieführung übernimmt – ohne auch nur in die Nähe einer herkömmlichen Melodie zu geraten. Fordernd, doch schön.
Umbaupause. „Ja?“ fragt der eine, spielt vier schrille Töne auf dem Keyboard, dann entfachen „The Geordie Approach“ ein Lärm-Inferno und geben sich alle Mühe, anzustrengen. Die Bühne ist so voll mit Keyboards und Effektgeräten (neben Gitarre, Saxophon und Schlagzeug), dass man oft gar nicht so genau weiß, wer gerade welche Geräusche fabriziert.
Vor allem Chris Sharkey fällt auf, denn er hat alle Gliedmaßen voll zu tun. Die rechte Hand am Griffbrett, die linke auf den Tasten, mit den Füßen steht er auf seinen Effekten, springt von Volumen- zum Delaypedal. Manchmal geht es Tritt-Ton-Tritt-Tritt-Ton-Tritt, so hoch ist die Frequenz der zugeschalteten Spielereien. Dementsprechend klingt das Trio manchmal eher nach Weltraumschlacht, rückwärts gespielt, als nach Musik.
Doch, zum Glück: Manchmal einigen sich „The Geordie Approach“ auf einen geraden Rhythmus, eine Melodie, ein Soloinstrument. Das gibt den Klangkakophonien Struktur und dem Ohr etwas Ruhe. Und das Trio entpuppt sich in diesen Momenten als tolle Techniker mit großem Gespür für Zusammenspiel und Melodien. Nur eben weit jenseits aller herkömmlichen Maßstäbe von Musik.
Von Helge Dickau
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